Om Buschman Story
Dies ist die Geschichte einer Band, die in der fantastischen Welt des Rhythmus eine künstlerische Entfaltungskraft fand. Eine Band, die sich keinem Dogma unterworfen hat und weitab jeglichen Mainstreams den eigenen Pfaden jener Kunstform folgte, deren Erfindung in den Jahren ihres intuitiven Schaffens noch bevorstand. Dabei bildete das Phänomen Rhythmus den Kern einer Vision, die zur ungeahnten Entfesselung eines perkussiven Klanguniversums führte. Die Nähe zu avantgarden Konzepten, aber auch die Faszination an traditionellen Trommelkulturen vereinten sich zu einem Biotop fantasiegeprägter Szenarien. Om Buschman hat das Akademische entmystifiziert und den Schlagzeuger aus seinem Schattendasein befreit.
Schlagzeuge, Percussion-Instrumente aber auch Gegenständliches aus dem Alltag (sofern sie eine verwertbare Klangaussage lieferten) wurden Teil eines Equipments, das rasch zu einem zentnerschweren Volumen heranwuchs und die Bühnen in teils kuriose Landschaften tauchte.
Mit der vermehrten Zuwendung hin zu extravaganten Lichtstimmungen erhielt auch das Bühnendesign und der Gedanke an visueller Performance immer mehr Gewichtung. Hinzu kamen kabarettistische Wortbeiträge, absurde Musikschnipsel und darstellerische Miniaturen, die bald ein skurriles Eigenleben entwickelten und das Gesicht der Band prägten.
Om Buschman wollte unterhalten und fand im Medium Rhythmus den geeigneten Partner für ein musikalisches Programm, das den Zauber einer fantastischen Rhythmuswelt offenbart.
Wie alles anfing
Der Raum war völlig abgedunkelt. Zahlreiche Gäste wohnten einem Experiment bei und blickten in die unendliche Tiefe einer Dunkelheit, die von plötzlich auftauchenden Irrlichtern durchbrochen wurde. Zugleich erhob sich der sonore Puls eines wuchtigen Schlagzeugs. Es war eine Zusammenkunft der Elemente, die im Dialog miteinander tanzten. Ein Maskenmann mit batteriebetriebenem Kopfschmuck durchkreuzte im Voodozauber den Raum. Töm Klöwer und Uli Riechert hatten mit dieser Performance-Kunst im Frühjahr 1984 den Grundstein eines zunächst als Experiment angelegten Projektes gelegt. Kurze Zeit später trat Tom Schäfer dieser Idee bei und erweiterte das musikalische Spektrum mit perkussiven Klangkulissen. Der erste Auftritt unter dem Projektnamen „Om Buschman“ ereignete sich im Sommer 1984 in einer lokalen Künstlerkneipe.
Wir hatten ein kleines Programm vorbereitet und uns dabei auch in die Verstrickungen experimenteller Verführung recht weit vorangewagt. Dies hatte zur Folge, dass wir zeitweise hinter (!) einer Leinwand spielten, derweil ein Diaprojektor unsere eigenen Schatten auf ein weißes Tuch projizierte, das wir mit Hilfe eines Dachlattenrahmens notdürftig gespannt hatten. Es war ein kurioses Schattentheater, begleitet von perkussiven Geräuschen in experimentell geordneten Strukturen. Oder auch: Musik im Spannungsfeld zwischen meditativ wirkenden Klängen eines Minimalismus und infernalisch tobenden Arche-Rythmen, was mitunter die Namensgebung erklärt – eine Polarisierung aus dem meditativ-geistigen, allumfassenden „Om“ und dem afrikanisch bodenständigem „Buschman“.
Jene avantgarde angehauchte Kunstform aus Percussion-Musik und Performance schien im Kontext der 1980er Musiklandschaft ob ihrer Außergewöhnlichkeit ein Novum experimenteller Unterhaltung. So kam es, dass Om Buschman eine erste Gastspielreise nach Berlin unternahm, um vier Abende hintereinander im ausverkauften Unart Theater aufzutreten (fairerweise sei angemerkt, dass das Unart ein sehr kleines Theater und mit 50 Gästen bereits überfüllt war). Inzwischen war Om Buschman zu einem Quartett gewachsen. Urs Fuchs übernahm neben der tontechnischen Aufgabe auch notwendige Bühnenarbeiten sowie die Assistenz für Licht. Während eines Om Buschman Auftritts musste recht viel auf- um-und abgebaut werden, da die Musikstücke, die eigentlich eher wechselnden Szenen ähnelten, in unterschiedlichen Licht-Kulissen stattfanden. Urs Fuchs wurde festes Mitglied und begleitete die Band in seiner Doppelrolle als Techniker und Bassist viele Jahre.
Am 5. Oktober 1986 kam es kurz vor dem Auftritt in der Werkstatt Witten zum Eklat mit Töm Klöwer. Inzwischen wurden UV-Licht-Effekte als Stilmittel unserer Bühnenperformance eingesetzt. Zu diesem Zweck musste die völlige Dunkelheit des Veranstaltungsraums gewährleistet sein (später wurde dieser Passus sogar in unsere Verträge aufgenommen). Da die Örtlichkeit jedoch mit einem Glasdach ausgestattet war und Dämmerlicht von oben eindrang, konnte die Dunkelheit nicht hergestellt werden und Töm Klöwer weigerte sich aufzutreten. Etliche konträre Grundsatzdiskussionen kunst-ethischer Natur hatten unsere unterschiedlichen Auffassungen zu Tage treten lassen, so dass Töm Klöwer Om Buschman verließ und die beiden Protagonisten Uli Riechert und Tom Schäfer kurz vor dem Aus einer vielverspechenden Band-Idee standen.
Eine neue Epoche
Einem Instinkt folgend, gelang der Kontakt zu Jan Dix, der gerade das Handtuch bei einer bekannten Kölner Rockband geschmissen hatte. Jan war nicht nur ein raffinierter Schlagzeuger, sondern auch ein vortrefflicher Congaspieler. Augenblicklich von der Frische unserer Om-Buschman-Idee angetan, entwickelte er im Laufe intensiver Proben eine bemerkenswerte Begeisterung und
spielte mit uns seinen ersten Gig am 6. November 1986 in Würzburg im Club Omnibus. Om Buschman war jetzt zu einer festen Band formiert, die das Potenzial rhythmisch cleverer Arrangements in Verbindung mit Licht- und Bühnen-Performance weiter ausfeilte. Es folgte eine heitere Zeit mit zahlreichen Konzerten im In- und Ausland. Auch der WDR engagierte uns einen Monat lang im hauseigenen Sprungbrett Theater.
Nicht nur unser Schlag-Equipment hatte dramatisch zugenommen, auch die technische Seite mit erforderlicher Tontechnik sowie optischen Spezialeffekten wuchs dem bis dato autark agierenden Rhythmus-Biotop über den Kopf. Der Tontechniker Ralf Stöcker übernahm im März 1987 das technische Ressort (zudem war er im Besitz eines Bäckerei Brotwagens, der als LKW genutzt werden konnte) und Urs Fuchs weitete sein Betätigungsfeld im Bandkontext als Perkussionist, Bassist, UV-Licht-Tänzer und Bühnenhelfer aus.
Das Album „Total“
Im August 1988 erschien unser Debüt Album „Total“ auf Vinyl, das wir im Bex Tonstudio selber produziert hatten und über das Kölner Label Originalton West veröffentlichten. Aufgrund der analogen Aufnahmetechnik, des analogen Masterings und analogen Schneidens auf Vinyl, erhielt das Album besondere Wertschätzung in HiFi-Kreisen. Sogar der Playboy erwähnte „Total“ als Tipp für Audiophile.
Fesselnder Dschungel – Original & Originell
Om Buschman wurde in der deutschen Musikszene als „Zauber eines percussiven Klangkiosk“ gehandelt. Diverse Auftritte in TV-Sendungen förderten unseren Bekanntheitsgrad und ließen die Besucherzahlen ansteigen. In zunehmendem Maße entwickelte Om Buschman ein Live-Programm, dessen Stärke in der kontrastreichen Verknüpfung bunt arrangierter Percussion-Tracks und effektvoller Lichtszenarien wurzelte. Hierzu zählte der „Voodoo-Tanz“ genauso wie das Drum-Duett mit leuchtenden Trommelstöcken oder die von Geisterhand gelenkten „Planeten“. Andererseits wurde moderatorisch Kabarettistisches genauso herausgearbeitet wie komisch-theatralische Miniaturen, die das Gesamtkonzept zunehmend prägten. Auch absurde musikalische Bestandteile wie das Tütensolo, der legendäre Swing auf einem Tip-Kick Fußballspiel, das Reißverschluß-Solo oder die Luftnummer beflügelten als wichtige Ankerpunkte nun stets die humorvolle Seite der Band. Nicht zu vergessen „Hey Tata Gorem“, ein rhythmisch synchron gesprochener Lauttext (Hugo Ball), verdeutlichte in seiner Darbietung einmal mehr die Perfektion des eingespielten Teams.
1989 drehte der Dokumentarfilmer Uli Schwedes im Auftrag der Hamburger Filmhochschule einen Kurzfilm über das illustre Rhythmus-Konzept. Im selben Jahr widmete uns der WDR in seinem Magazin „Kulturszene West“ ein Feature.
Om Buschman hatte sich Anfang der 1990er Jahre zu einem fleißigen Live-Act etabliert. In einem Resümee aberwitziger Presse-Headlines wird zusammengefasst: Clevere Schlagzeugmusik, avantgarde Klangkaskaden, Komik und groteske Theatralik werden in eine visuelle Flut aus Licht- und Pyro-Effekten getaucht.
Aus dem Blickwinkel der Inszenierung einer rhythmisch-visuellen Performance mit bisweilen grotesk anmutenden Miniaturen, hat Om Buschman einiges an Ideen vorweggenommen, die später von kommerziellen Produktionen wie Stomp und Blue Man Group aufgegriffen wurden.
Zeiten der Veränderungen
Die letzten 1980er und die ersten 1990er Jahren waren vielleicht vom künstlerischen Standpunkt die stärksten Jahre der Band. Aber es waren auch Jahre, die den langen Prozess von Veränderung einleiteten. So war Jan Dix bei diversen Projekten involviert und begab sich u.a. auf Nicaragua-Reise. Aus diesem Grund engagierten wir zeitweise einige Gast-Perkussionisten, darunter Vizi W. Graff, Helmut Brand, Afra Mussawisadeh und Knuth Jerxsen. Das Band-Gefüge hatte leichte Risse zu verzeichnen.
Weil die Anforderungen an die Technik und ans Licht-Design immer weiter wuchsen, wurde Achim Riechert ins Konzept integriert. Unsere Techniker-Doppelspitze war fortan mit allen Aufgaben des Transports, des technischen Aufbaus und der Durchführung der Show betraut. Später übernahm Achim Riechert auch noch den Doppeljob des Gitarristen, weil wir musikalischen Experimenten mit E-Gitarre nachgehen wollten. Om Buschman wurde für alle eine Zerreißprobe durch den immensen Material- und Bühnenaufwand. Vielleicht war dies der Grund, warum Urs Fuchs nach Jahren der „Amtszeit“ aus den Windungen der Om-Buschman-Welt entglitt. Für ihn kam Kalla Piel, seines Zeichens Bassist der Kölner Musikszene und Freund der Band. Kalla hatte sich 1:1 in die Rolle eingefunden, spielte sein erstes Om Buschman Konzert am 23. November 1989 in der Ravensburger Zehntscheuer und wurde mit seinen euphorischen Konzepten ein wichtiger Teil des Om Buschman Biotops. Zudem übernahm Kalla das Booking, was wiederum neue Energien freisetzte. Nach
peripherer Abstinenz kam Jan Dix zurück und brachte der Band die alte Familienstimmung zurück. Jan war ein Garant für erstklassige Musikalität und eine Fundgrube herrlicher Anekdoten. Auf und hinter der Bühne! Man bedenke, dass wir Teile einiger „Szenen“ in völliger Dunkelheit spielten. Das war beabsichtigt und gehörte zur Dramaturgie. Denn während der Dunkelphase wurden Bühnenplätze/Instrumente getauscht. Sobald das Licht hochfuhr, musste jeder seine neue Bühnenposition eingenommen haben. Die Krux dabei war nur, dass jeder Quadratzentimeter der Bühne gänzlich eingenommen war von einem Panoptikum aus Schlagzeugen, Verkabelungen, Lampen und einer Flut an Percussion-Kram. Aufgrund unterschiedlicher Bühnengrößen erwiesen sich die eigentlich einstudierten begehbaren Nischen als oftmals unwegsam. Besonders im Stockdunkeln. Da passierte es, dass Jan Dix sich orientierungslos versehentlich von der Bühne weg bewegte, während ein anderer sich im Kampf, das Schlagzeug von der falschen Seite zu besteigen, in den Stativen verhedderte. Genau in diesen Momenten fuhr das Licht hoch! Solche Running Gags waren nahezu an der Tagesordnung.
Aber auch unser musikalisches Repertoire hatte humorvolle Züge. Schließlich wollte Om Buschman stets akademische Berührungsängste entkräften und bot ein perkussives Unterhaltungsprogramm, das besonders auch das Nicht-Fachpublikum mit auf die Reise nahm. So gab es sphärische Klänge auf Blumentöpfen, bizarre Publikum-Mitmach-Sessions auf Schrott-Teilen, einen Gastauftritt des Duracell-Hasen, wilde Soli auf Kochtöpfen und arrangierte Groove-Kost auf Spielzeugen. Doch die oft zitierte „Unterhaltungsakrobatik“ hatte auch ihre durchaus ernsthaften Seiten. Schließlich waren wir alle Schlagzuger und haben Trommelinstrumente aller Art reichlich genutzt, um auch traditionelle Rhythmen afrikanischen und afro-cubanischen Ursprungs auszuloten. Auch mit der Steeldrum, dem Xylophon und später dem elektronischen Mallet bewegte sich der Sound zeitweise in Richtung melodiebetonter Percussion-Musik.
Schwierige Wege
Aus dem homogenen Bandgefüge jener Zeit entwickelte sich das Gleichheitsprinzip. So gehörten von jetzt an auch die Techniker zum Team und kreativen Kern. Jedoch erwies sich dieser Gedanke in der Praxis als sehr schwierig und es kam zum Streit, der am 29.10.1989 im Hamburger Club Roschinsky´s seinen Höhepunkt fand. Dass den Bands hier traditionsgemäß Kräuterlikör in Kaffeetassen serviert wurde, änderte an der angespannten Grundstimmung wenig.
Der technische Apparat hatte inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass ein Sprinter, ein 7,5-Tonner sowie ein Kleinbus für Transport von Equipment und Musiker erforderlich waren. Es ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass wir alle im Teamwork den kompletten Aufbau gemeistert hatten. Angefangen vom Entladen der LKWs über Bühnenaufbau, Kabelleitungen legen bis zum Soundcheck. Die Aufbauzeit betrug vier Stunden. Alles musste Hand in Hand gehen und jedes Detail hatte seinen festen Platz. Anschließend Soundcheck, Konzert und dann die gesamte Rutsche rückwärts. Und das jahrelang! Die Gebrauchsspuren an so manchen Gemütern waren offensichtlich. Wegen eines festen Varietee-Engagements verabschiedete sich Anfang 1993 Jan Dix von Om Buschman, nachdem wenige Monate vorher auch Achim Riechert ausgeschieden war.
Trotzdem: wir hatten Pläne, einen neuen Perkussionisten, große Ideen und Ziele. Om Buschman beglückte in den kommenden Jahren die deutsche Clubszene und war als „Special Act“ zu einigen Gala-Veranstaltungen eingeladen. Dies alles ging gut, bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als wir zum aller ersten Mal in der Geschichte der Band einen Auftritt aus personellen Gründen absagen mussten. Unser Perkussionist hatte sich absentiert. Nach diesem peinlichen Unterfangen allerdings auch für immer.
Die soliden 1990er
Mit Alfonso Garrido fanden wir einen neuen Wegbegleiter, den wir innerhalb einer Intensivwoche 1994 auf Schloß Katzenelnbogen ins Om-Buschman-Biotop einarbeiteten. Obschon Student der Percussion an der renommierten Musikhochschule Arnheim, ließ er sich zu 100% auf unsere nicht-akademische, aber durchgestylte Show des Percussion-Wahnsinns ein. Auch trug er es mit Fassung, dass das LKW-Beladen und Kistenschleppen mit zum Job gehörte. Dass man morgens von Köln nach München aufbrach, um dort eine Show zu spielen, anschließend den gesamten Kram wieder einpackte, um den LKW über Nacht wieder zurück nach Köln zu steuern, nahm er gelassen hin. Alfonso war ein Kandidat, der die Dinge mit Humor betrachtete und gleichsam sein Herz immer mehr in jene Band einbrachte, die sich jetzt auf der Zielgeraden zum 10-jährigen Jubiläum befand.
10 Jahre Om Buschman. Die Jubiläumsbesetzung.
Uli Riechert und Tom Schäfer waren fasziniert von dem Gedanken, das Zehnjährige zum Anlass für besondere Taten zu nutzen. Zunächst wurde ein kleines Video konzipiert, das wir als Drehbuchautoren, Regisseure und Darsteller in Personalunion im Charakter einer Selfmade-Homestory mit kuriosen Inhalten realisierten. Lediglich die Kamera übernahm Wolfgang Cesarz, der später noch mehrfach im Kosmos der Buschmänner auftauchen sollte. Oder wäre der Plural Buschmen? Auch wurde das Konzept einer Jubiläums-Maxi-CD konsequent umgesetzt. Mit luxuriös musikalischem Übermut luden wir uns zu den Studioaufnahmen Gäste ein, die mit Gesang, Gitarren, Keyboards und weiterem Schlagwerk den Sound erweitern sollten: Martina Jungjohann, Heiner Musiol, Matthias Ebbinhghaus und Wolfgang Cesarz. Produziert wurden drei Songs, darunter auch „Para Luca“, ein Lied, das wir unseren Om Buschman-Kindern gewidmet haben. Auf der CD ist der originale und live eingesungene Kinderchor zu hören. Mit der Jubi-CD und den beiden weiteren Stücken „Arabia“ und „Chango“ machte Om Buschman zum ersten Mal einen konzeptionellen Ausflug in Richtung songorientierter Musik. Das klappte prima und die gegenseitigen Sympathien waren wohl insofern tauglich, dass wir mit unseren Gästen anfingen, Teile des Om Buschman Repertoires auch für Auftritte einzuproben. So kam es zur Idee, eine besondere Jubiläums-Show aufzuführen, die schließlich am 18. März 1995 in Köln auf die Bühne gebracht wurde. Nicht nur wir hatten uns mit einem musikalischen Großprogramm nahezu selber übertroffen, sondern auch die Technik. Ralf Stöcker und unser Mann für alle Dinge am Licht, Markus Heinrichs, hatten zusätzliche Pyro-Effekte eingekauft und zudem quer über der Bühne ganze bengalische Feuerstraßen installiert. Neben dem üblichen Bühnennebel kam jetzt auch noch fetter Qualm durch das Abbrennen diverser Feuer-Effekte ins Spiel, was die Bühne zeitweise in einen aktiven Vulkan verwandelte. Die Show machte uns so viel Spaß, dass die Jubiläums-Gäste für die nächsten Jahre unsere Dauergäste werden sollten.
Die späten 1990er und die große Besetzung
Fortan mit zehn Musikern auf und hinter der Bühne unterwegs zu sein, war eine logistische Herausforderung, die wir meisterten. Aber was heißt zehn … es gab eine Zeit, da waren es elf! Wir hatten einen stillen Mitreisenden. Als bekennender Om-Buschman-Fan übernahm Martin Zunke nicht nur das Ressort Merchandise, sondern war stets zugegen, wann immer eine helfende Hand gebraucht wurde. Apropos Merchandise: Es gab die Vinyl „Total“, unsere Jubiläums-CD und wir hatten tatsächlich auch T-Shirts im Verkauf … wie ne echte Rockband!.
Mit der großen Besetzung wurden entsprechend groß angelegte kompositorische Ideen umgesetzt. Einige davon landeten auf der Mini-CD „Kleine Schritte“ (1996). Andere wiederum auf der Spezial-Edition „Traumtänzer“ (Märchen und Musik). Neben Club-Auftritten und einigen Open Air Konzerten wurde Om Buschman vermehrt im Rahmen von Kunstaktionen engagiert. Obschon auch wichtige Elemente aus der Om Buschman Kernzeit ins Live-Repertoire einflossen, hatte sich der Sound und das Bühnenbild mit der großen Besetzung deutlich von der ursprünglichen Idee der 1980er Jahre entfernt. Entscheidungen wurden mit der großen Anzahl der Musiker_innen schwieriger. Dies hatte zur Folge, dass wir uns musikalisch und auch menschlich voneinander wegbewegten – ohne es zu merken. Wie Planeten, die auseinanderdriften und allmählich verglühen. Vielleicht war uns die Bedeutung von Hey Tata Gorem abhanden gekommen.
Den letzten Auftritt hatte Om Buschman am 2. November 2003 in Bergisch Gladbach. Wir spielten in einer Trio-Besetzung (Kalla Piel, Uli Riechert, Tom Schäfer) im Rahmen einer Filmpräsentation.
Om Buschman hat sich nie aufgelöst.
Und was kommt jetzt?
Wir alle haben uns lange nicht gesehen … bis zu jenem Tag, an dem Uli Riechert und Tom Schäfer beim Tässchen Kaffee auf der Sommerterrasse saßen und heitere Anekdoten zückten. Das Treffen hatte zwei Gründe: erstens wurde vom dänischen „Music for Dreams“ Label die Compilation „Tropical Drums of Deutschland“ veröffentlicht, auf der drei Tracks unseres Albums Total sowie ein Remix enthalten sind. Darüber musste man reden. Und zweitens war es an der Zeit, das Thema Om Buschman, das sich so heimlich davongeschlichen hatte, wieder in die Gegenwart zu bringen. Die Idee einer Homepage war geboren und Kalla Piel voller Tatendrang dabei.
Om Buschman war eine Epoche, die unser Leben nicht nur ein Stück begleitet, sondern nachhaltig geprägt hat.
Nun saßen sie da wieder im kleinen Kreis von „Verrückten“ und öffneten die Schatzkiste, die so lange darauf gewartet hatte.